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Der Fliegnde Holländer
Von der Legende gibt es unzählige Varianten, die sich vor allem im Namen des Kapitäns des sagenumwobenen Schiffs und in der Jahresangabe des Geschehens unterscheiden. Der zugrundeliegende Zeitraum ist jedoch stets das 17. Jahrhundert, in dem die Ereignisse stattfanden, die zu dem Fluch führten. Außerdem gemeinsam ist den meisten Erzählungen, dass das Schiff aus der Nähe der früheren niederländischen Kolonie Kapstadt stammt, beziehungsweise die Verfluchung dort stattgefunden hat.
Die ursprünglich unter Seefahrern verbreitete Version, die wahrscheinlich im 18. Jahrhundert entstanden ist, bildete den Kern für zahlreiche literarische Erweiterungen ab dem Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Seefahrergeschichte erhielt durch den Einbau einer Frau als Auslöser des Fluchs zum einen einen „romantischen Aspekt“ und zum anderen durch die Einführung eines „Erlösungsmotivs“ die Möglichkeit zu einem glücklichen Ende. In aller Regel erzählen sie, mit Variation von Details wie Zeit und Namen, folgende Geschichten:
Der Kern der Sage: Um das Jahr 1641 versuchte der Kapitän eines niederländischen Schiffes, der für sein lästerliches Fluchen bekannt war, das Kap der Guten Hoffnung zu umschiffen. Es herrschte ein unbarmherziger Sturm und die See war wochenlang tosend und rau. Der Sturm kam noch dazu aus einer ungünstigen Richtung, was das Vorhaben, das Kap zu umsegeln, allein schon nahezu unmöglich machte. Nach einigen Wochen vergeblichen Kampfes gegen die Naturgewalten wollte die Mannschaft des Seglers aufgeben und das Unternehmen abbrechen. Doch der Kapitän wollte davon nichts hören. Er fluchte gegen Gott und die Welt, dass er nicht eher aufgeben würde, bis er das Kap umschifft habe, und wenn es bis zum jüngsten Tage dauern sollte. Als Strafe für diese Gotteslästerung wurde das Schiff zum ewigen Kreuzen als Geisterschiff verdammt. Literarische Erweiterungen: Der Kapitän soll einen Pakt mit dem Teufel geschlossen haben, der ihm neben einer schnellen Überfahrt zu den Gewürzinseln auch ein „Weib“ bei Landaufenthalt versprach. Als eine fromme Frau jedoch lieber betete, als sich dem Kapitän hinzugeben, ermordete er sie und warf ihre Leiche ins Meer. So wurde er dazu verflucht, ewig über die Ozeane zu segeln, bis er die wahre Liebe findet. Um dies zu schaffen, darf der Kapitän dann doch in bestimmten Zeitabständen (alle zehn, hundert oder wie bei Richard Wagners gleichnamiger Oper alle sieben Jahre) an Land gehen. Wenn seine Auserwählte nicht die richtige ist, tötet er sie und fristet weiter sein schreckliches Dasein. In den literarischen Varianten muss der Fliegende Holländer nicht immer ausschließlich am Kap der Guten Hoffnung segeln, sondern darf sich auf allen Weltmeeren frei bewegen, er kann aber nur in langen Jahresabständen einen Hafen anlaufen, um Erlösung zu suchen. Das sagenumwobene Geisterschiff soll unglaubliche Fähigkeiten besitzen. So soll es gegen den Sturm oder bei absoluter Flaute segeln können. Auch wird ihm die Fähigkeit nachgesagt, rückwärts segeln zu können. In manchen Erzählungen soll es auch auf einer Wolke am Horizont schwebend oder plötzlich aus den Tiefen des Meeres auftauchend gesehen worden sein.
Wenn einem anderen Schiff der Fliegende Holländer erscheint, ist dies ein äußerst bedrohliches Omen. Es soll angeblich den Untergang des Schiffs oder wenigstens ein bevorstehendes großes Unglück für seine Mannschaft bedeuten.
Seeleute, die dem Geisterschiff angeblich begegneten, berichteten davon, dass das Deck des Seglers entweder leer, nur mit Toten oder mit Geistern besetzt war. Manche sagen, sie hätten trotz des leeren oder mit Leichen bedeckten Decks Rufe gehört.
In vielen Geschichten wird ein Beiboot erwähnt, das vom Holländer zu den Vorbeifahrenden herüberruderte. Wenn das Beiboot das passierende Schiff erreichte, hat dessen angebliche Besatzung Briefe von der Mannschaft des fliegenden Holländers übergeben, die sich alle, trotz intensiver Versuche, nicht zustellen ließen, da die Adressaten längst verstorben waren. Manche Erzählungen berichten weiter, dass die Schiffe vor Erreichen des nächsten Hafens sanken, wenn die Briefe nicht am Hauptmast festgenagelt wurden.
Die Entstehung der Legende
Im Sommer 1487 brach Bartolomeu Diaz auf, um den Seeweg um Afrika zu erkunden. Im Dezember des Jahres 1487 zwang ihn ein heftiger Sturm, Südkurs aufs offene Meer zu steuern. Als er nach 13 Tagen wieder auf Ostkurs ging, hatte er das Kap passiert, ohne es gesehen zu haben, und betrat am 3. Februar 1488 in der Fischbai Land. Der Weg nach Indien war nun gefunden, die Mannschaft aber weigerte sich weiterzusegeln. Das Kap nannte Diaz Cabo tormentoso (deutsch: Kap der Stürme). König João II. taufte es aber um und nannte es Cabo de boa esperança (deutsch: Kap der Guten Hoffnung). Im Jahre 1497 gelang es Vasco da Gama, das Kap zu umschiffen und Indien zu erreichen.
Das Kap der Guten Hoffnung auf dem Seeweg nach Indien gilt als eine für die Schifffahrt gefährliche Gegend.[1] Allein in der Tafelbai (nordwestlich vom Kap der Guten Hoffnung) fanden Taucher mehr als 300 Segelschiffsrümpfe. Der unmittelbar an der Küste liegende Tafelberg ragt 1087 Meter senkrecht aus dem Meer empor, was gefährliche Fallböen erzeugt. Viele Tage des Jahres ist er von einer weißen Wolkendecke überzogen, die Tafeltuch genannt wird (englisch table cloth – ein Wortspiel, das auch "Tischtuch" bedeutet). Dieses Tafeltuch mag manchmal als weithin leuchtendes Segel gedeutet worden sein.
Die von Osten kommenden Segelschiffe verwechselten zudem manchmal das östlich des Kaps der Guten Hoffnung gelegene Cape Hangklip mit Cape Point, das auf der gleichen Halbinsel wie das Kap der Guten Hoffnung liegt und mit ihm gemeinsam den geographischen Punkt markiert, ab dem die Schiffsroute wieder nach Norden führt. So segelten die Schiffe nordwärts in die Bucht zwischen den Kaps, die daraufhin den Namen False Bay (deutsch: Falsche Bucht) erhielt.
Von Mai bis Oktober herrscht Regenzeit. Von Oktober bis April wehen die gefürchteten Southeaster. Die zeitgenössischen Segelschiffe waren nicht in der Lage, gegen den Wind Raum zu gewinnen, was zu zermürbendem, teilweise wochenlangem Kreuzen führte. Dieses Grundmotiv der Sage war jedem Seemann wohlbekannt. In der Chronik Lendas da India wird ausführlich von einer angeblichen Meuterei auf Vasco da Gamas Schiffen berichtet. Die Besatzung habe nicht weitersegeln wollen. Da Gama habe daraufhin Seekarten (die er von dem unbekannten Gebiet noch gar nicht besitzen konnte) über Bord geworfen, Steuermann und Schiffsmeister in Ketten legen lassen und ausgerufen, er brauche weder Schiffsmeister noch Steuermann. Gott sei von nun an der Steuermann. Spätere Nachforschungen bestreiten den Vorfall der Meuterei.
Für die Sagenentstehung von Bedeutung ist auch, dass der König die Order gegeben hatte, auf der Suche nach der Seestraße nach Indien keinesfalls in Afrika unterwegs an Land zu gehen. So darf der Kapitän in der Sage des fliegenden Holländers nicht an Land gehen – er musste im Sturm auf ewig kreuzen. In manchen Versionen darf er - wie oben bereits erwähnt - nur in festgelegten Intervallen an Land gehen. Die Portugiesen und Spanier beherrschten über 100 Jahre lang den Seeweg nach Indien, der um Afrika herumführt, bevor andere Seemächte ihnen das Duopol streitig machten. Dabei fällt jedoch auf, dass von keinem „Fliegenden Portugiesen“ oder „Fliegenden Spanier“ berichtet wird. Ganz sicher hat diese Sage mit den Holländern selbst und mit deren Entwicklung zur europäischen Seemacht zu tun.
Die Legende ist seit etwa 1600 nachweisbar. Kurz vor dieser Zeit verstärkten die Niederländer, aber auch die Engländer, im Zuge beginnender Kolonialpolitik ihre Präsenz auf den Meeren – die Niederländer vor allem in Hinblick auf die Gewürzinseln, zu deren Erreichung sie das Kap der Guten Hoffnung umschiffen mussten.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts befuhren mehr niederländische Schiffe die Meere als die übrigen europäischen Länder zusammen unter Segeln hatten. Die Holländer galten als die Fuhrleute Europas und die weltbesten Schiffbauer. Die Holländer hatten auf Grund ihrer flachen Küstengewässer die profitbringende Erfahrung gemacht, dass kleinere Schiffe wirtschaftlicher als große Frachtsegler waren. Sie waren im Bau billiger, benötigten kleinere Segel und eine einfachere Takelage. Ihr geringer Tiefgang erlaubte es diesen Schiffen, unbekannte Gestade, Lagunen und Flussmündungen anzulaufen. Entscheidend jedoch war auf See ihre höhere Geschwindigkeit. Die wurde vor allem durch eine bis dahin ungewöhnliche schlanke Bauweise möglich. Bei diesem Schiffstyp betrug das Verhältnis von Länge zu Breite 4:1. Diese Schiffstypen trugen eigentlich die Namen Fleuten, Vlieboote, Wassergeuse oder Bojer, wurden aber bald als „fliegende Holländer“ bezeichnet. Diese Bezeichnung hätte in Hinblick auf den wirtschaftlichen Erfolg durchaus durch Neid und Missgunst gezeichnet sein können.
Der weitverbreitete Aberglaube ließ den Verdacht aufkommen, dass „Teufelswerk“ im Spiele sei. Uralt sind Sagen und Märchen von Totenüberführung per Schiff ins Jenseits. Jedoch sind richtige „Totenschiffe“ oft genug Realität gewesen. Pest, Skorbut und Seuchen rafften ganze Schiffsbesatzungen dahin, bevor Hilfe kommen konnte. Wenn Krankheiten an Bord eines solchen, über Monate allein reisenden Schiffes ausbrachen, konnte das fatale Folgen haben: Ein Teil der Mannschaft starb oder war zu schwach, um an Bord noch arbeiten zu können. Der Rest der Crew konnte das Schiff nicht mehr steuern, beziehungsweise die Segel nicht mehr regulieren. Selbst wenn die überlebende Besatzung es zum nächsten Hafen schaffte, wurde ein solches Schiff im Mittelalter aus Angst vor Ansteckungen in keinem Hafen aufgenommen. Sie mussten auf dem Meer bleiben, bis alle an Bord tot waren. Die Mannschaftsmitglieder, die am längsten überlebten, riefen vorbeifahrende Schiffe um Hilfe, meist vergebens, denn zu den abergläubischen Zeiten sah ein Vorbeifahrender nur die Leichen an Deck, hörte vermeintlich unheimliche, unverständliche Rufe, glaubte es mit Geistern zu tun zu haben und suchte das Weite.
Schließlich wurde das Schiff zum „Geisterschiff“, das mit gesetzten Segeln kreuz und quer auf den Meeren unterwegs war - meist sogar noch mit Leichen an Deck. Gründe für ein solches Geisterschiff konnten neben Seuchen und Krankheiten auch Ladungsbrände oder Wassereinbruch gewesen sein.
Da auf oben genannten Routen vor allem Niederländer unterwegs waren und ohnehin damals die meisten Schiffe niederländische waren, mag es durchaus sein, dass die Besatzung passierender Schiffe häufig noch die niederländische Flagge erkannte. Oftmals mögen Ereignisse und Begegnungen dieser Art auf den Ozeanen der Anlass dafür gewesen sein, dass Fahrensleute glaubten, dem Fliegenden Holländer begegnet zu sein. Aus tatsächlich mehreren Schiffen, die dieses Schicksal ereilt haben mag, könnte so der Fliegende Holländer geworden sein. Dass solche treibenden Wracks keine Seltenheit waren, ist von vielen Quellen belegt. Beispielsweise zählte man in einem Jahresbericht von 1869 214 Schiffe, die verlassen auf See herumtrieben. In den Jahren 1892 und 1893 wurden insgesamt 1628 Begegnungen mit treibenden Wracks registriert. Noch 1912 waren es 200 Stück. 1932 beseitigte die US Coast Guard 267 driftende Schiffswracks. Um Kollisionen mit solchen Wracks zu vermeiden, setzten Staaten wie die USA, England und Frankreich sogar Kriegsschiffe zur Wrackbeseitigung ein.[2]
In einigen Berichten pflegten Geisterschiffe plötzlich in den Fluten zu versinken oder sie tauchten sogar wieder auf. Solche Erscheinungen sind kein reines Seemansgarn, sondern wissenschaftlich erklärbar. Eine mögliche physikalische Erklärung ist, dass die aus Salz oder Salpeter bestehende Ladung (Schüttgut) sich allmählich in dem in einer Art Schwebezustand treibenden Schiff unter Wasser aufgelöst hatten. So sank die zu tragende Gesamtmasse des Schiffes und wurde von dem Auftrieb des Holzschiffes wieder überstiegen. Die Folge war, dass das Schiff beim Übersteigen der Gesamtmasse durch den Auftrieb wieder an der Wasseroberfläche auftauchte. Ein Decksposten, der eines solchen Vorgangs im Morgengrauen ansichtig wurde und sich dies physikalisch nicht hätte erklären können, wird dies zeitlebens nicht vergessen und bei jeder Gelegenheit von dem plötzlich auftauchenden Schiff erzählt haben.
Das Verhältnis zwischen Legende und Wirklichkeit Im 19. Jahrhundert fing man in Deutschland an, historische Personen in die Legende einzuführen. Die bekanntesten realen Personen, die in die Sage eingegangen sind, sind die niederländischen Kapitäne Bernard Fokke oder Barend Fokke und Hendrik van der Decken. Letzter lebte im 18. Jahrhundert, erlangte aber erst im 19. Jahrhundert durch das Buch The Phantom Ship von Kapitän Frederick Marryat seine Berühmtheit als Kapitän des sagenumwobenen Geisterschiffs. Frederick Marryats 1839 erschienenem Buch wird besonders großer Einfluss auf die Ausweitung der Sage vom Fliegenden Holländer nachgesagt. Bei Marryat führten folgende Ereignisse zum Fluch:
Nach achtzehn Wochen Kampf gegen den Sturm am Kap stößt der Kapitän den bewussten Fluch aus und missachtet das Verlangen der Besatzung, zur Tafelbai zurückzukehren. Er wirft sogar seinen Steuermann über Bord. Darauf verkündet der Himmel ihm in blauen Flammen, dass er nun bis zum Jüngsten Tag segeln müsse. Der Autor, Kapitän Marryat, liefert dem Leser noch weitere gruselige Geschichten vom Fliegenden Holländer. Das Schiff erscheint bei Nacht am Kap. Trotz Windstille zeigt es geblähte Segel. In Nebel gehüllt, urplötzlich verschwindend, durchsegelt es wie körperlos ein anderes Schiff, lockt einen anderen Segler auf die Klippen des Kaps der Guten Hoffnung, übergibt Briefe, die längst unzustellbar sind, weil die Empfänger vor langer Zeit verstorben sind.
Bernard Fokke lebte bereits ein Jahrhundert vor dem von Marryat beschriebenen Kapitän van der Decken, also im 17. Jahrhundert. Er war damals bekannt für seine unglaubliche Geschwindigkeit bei seinen Fahrten von den Niederlanden nach Java. Er legte die Strecke regelmäßig so schnell zurück, dass man ihm schon einen Bund mit dem Teufel nachsagte. Wie van der Decken erlangte Fokke aber ebenfalls erst im 19. Jahrhundert seine Berühmtheit als Fliegender Holländer. Fokke wurde durch Richard Wagners Oper Der Fliegende Holländer als Kapitän des Geisterschiffs bekannt. Die Oper Der Fliegende Holländer wurde am 2. Januar 1843 in Dresden uraufgeführt. Wagner war jedoch nicht der Erste, der den Fliegenden Holländer auf die Bühne brachte. Bereits 1826 wurde mit The Flying Dutchman von Edward Fitzball das erste Schauspiel, das sich des Themas annahm, veröffentlicht. Eine Vielzahl von Autoren hatte aber bereits vorher über die Sage geschrieben. Schon 1822 erschien Washington Irvings Geschichtensammlung Bracebridge Hall, als Fortsetzung zu seinem früheren Werk The Sketch Book von 1819/20. In einer der Kurzgeschichten in Bracebridge Hall namens The Storm-Ship erzählt Irving die Geschichte des Fliegenden Holländers. 1824 griff Irving das Thema in der Kurzgeschichte Adventures of the Black Fisherman in seinem Sammelwerk Tales of a Traveller in anderer Form erneut auf. Diesmal jedoch bezog sich Irving dabei auf die vom Fliegenden Holländer abgeleitete Sage von Davy Jones. Zwei Jahre später, im Jahre 1826 veröffentlichte Wilhelm Hauff Die Geschichte von dem Gespensterschiff in seinem Almanach auf das Jahr 1826. Weitere drei Jahre später, 1829, erschien eine Novelle von Heinrich Smidt mit dem Titel Der ewige Segler. Sie hat folgenden Inhalt:
Die Sage geht schon seit undenklichen Zeiten unter den Seeleuten umher und wird von ihnen als eine unbestrittene Tatsache angenommen. Die Holländer erzählen, einer ihrer Landsleute sei aus Ostindien zurückgekehrt, habe aber den Ort seiner Bestimmung, Amsterdam, nicht erreichen können, weil ohne Aufhören ein konträrer Wind geweht habe. Nach 20wöchigem Umhertreiben habe er sich und sein ganzes Schiff verflucht und der Hölle zugeeignet und geschworen, er wolle sein ganzes Leben im Ozean zubringen. Plötzlich erhob sich ein Sausen und Brausen, es war wie eine finstere Nacht; die Schiffsleute wurden vor den Augen des Schiffers entrückt, ein ewiger Spielball der Elemente. Mit ihm ein großer weißer Pudel. Dieser sitzt immer aufrecht bei seinem Herrn am Steuerruder, ein Platz, den dieser nie verläßt. Unaufhaltsam treibt Sturm und Wetter ihn von Land zu Land, von Küste zu Küste, und wenn er landen will, führt ihn ein pfeilschneller Sturm von dannen. Eingehüllt in einen schwarzen Mantel und unbedeckten Hauptes starrt er in die dunkle Nacht hinaus. Im Jahre 1834 erschienen Heinrich Heines Memoiren des Herren von Schnabelewopski mit folgendem Inhalt:
Die Fabel von dem Fliegenden Holländer ist euch gewiss bekannt. Es ist die Geschichte von dem verwünschten Schiffe, das nie in den Hafen gelangen kann, und jetzt schon seit undenklicher Zeit auf dem Meere herumfährt. Begegnet es einem anderen Fahrzeuge, so kommen einige von der unheimlichen Mannschaft in einem Boote herangefahren und bitten, ein Paket Briefe gefälligst mitzunehmen. Diese Briefe muss man an den Mastbaum festnageln, sonst widerfährt dem Schiffe ein Unglück, besonders wenn keine Bibel an Bord oder kein Hufeisen am Fockmaste befindlich ist. Die Briefe sind immer an Menschen adressiert, die man gar nicht kennt, oder die längst verstorben, so dass zuweilen der späte Enkel einen Liebesbrief in Empfang nimmt, der an seine Urgroßmutter gerichtet ist, die schon seit hundert Jahren im Grabe liegt. Jenes hölzerne Gespenst, jenes grauenhafte Schiff führt seinen Namen von seinem Kapitän, einem Holländer, der einst bei allen Teufel geschworen, dass er irgendein Vorgebirge, dessen Namen mir entfallen, trotz des heftigen Sturms, der eben wehte, umschiffen wollte, und sollte er auch bis zum Jüngsten Tag segeln müssen. Der Teufel hat ihn beim Wort gefasst, er muss bis zum Jüngsten Tage auf dem Meere herumirren, es sei denn, dass er durch die Treue eines Weibes erlöst werde. Neben Bernard Fokke und Hendrik van der Decken sind auch Ramhout oder Falkenburg verbreitete Namen für den Kapitän des Geisterschiffs. Als eine der jüngsten Adaptionen des Themas erschien 1991 Tom Holts Roman Der Fliegende Holländer, der das Geschehen allerdings in die Gegenwart versetzt.
In einer weiteren Version wird die Sage des Fliegenden Holländers weiter abgewandelt, und der Kapitän ist der erfundene Davy Jones. Die Davy-Jones-Variante ist mittlerweile fast eine eigenständige Legende. Davy Jones haust als Teil seines Fluchs auf dem Meeresgrund, weshalb in seine optische Beschreibung oft Analogien zu Meerestieren eingehen. So sollen sein Haupthaar und sein Bart zum Beispiel aus krakenähnlichen Tentakeln bestehen. In seinen Schrank geschickt zu werden (engl. to be sent to Davy Jones’ Locker) ist ein idiomatischer Euphemismus für den Tod auf hoher See; die Seeleute verstehen darunter, auf den Meeresboden geschickt zu werden, also auf hoher See zu sterben und eine Seebestattung zu bekommen beziehungsweise direkt im Meer zu versinken. Dadurch wurde Davy Jones selber unter vielen Seeleuten zum Synonym für den Teufel der See. Die Davy-Jones-Variante fand auch vereinzelt Eingang in die Literatur, beispielsweise 1824 in Washington Irvings Adventures of the Black Fisherman, einer Kurzgeschichte aus seinem Buch Tales of a Traveller.
Als jüngste Adaption des gesamten Themas wurde der Fliegende Holländer ebenfalls in Form von Davy Jones in den Film Fluch der Karibik 2 und dessen Nachfolger Fluch der Karibik 3 aufgegriffen und eingearbeitet.
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