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Das Tafeltuch des Tafelberg
Kapstadt ist eine glückliche Stadt, denn kaum eine andere City auf dieser Erde hat ein derart markantes Wahrzeichen: den Tafelberg. Vielleicht kann man diesen Hausberg der Stadt am Kap noch mit dem Zuckerhut vergleichen, dem Hausberg von Rio de Janeiro. Diese natürlichen Berge werden mit den Städten identifiziert, wie es sonst nur mit technischen menschengemachten Wahrzeichen geschieht.
Ich denke da an den Kölner Dom, die Golden-Gate-Brücke von San Francisco, den Eifelturm von Paris oder die Freiheits-Statue in New York. Stadt und Wahrzeichen gehören eng zusammen, sind untrennbar miteinander verbunden. Es ist gleich, von welcher Seite man sich Kapstadt nähert, der Tafelberg ist als majestätischer Wegweiser als erster zu sehen.
Von See her kommend, ragt die markante Silhouette dieses Berges als erstes über den Horizont. Wenn man von Norden auf der N7 anreist, ist der Berg etwa von Mooreesburg an sichtbar, aus 80 Kilometern also. Und wenn man von Osten kommt auf der N2 und über den Kamm des Sir Lowry's Pass fährt, öffnet sich ein grandioser Ausblick über die Cape Flats bis hin zum Tafelberg. "Tafelberg Somerset West"
Das "Tafeltuch" auf dem Tafelberg während des "Südosters"
Mit seinem tischflachen Plateau hat er eine so markante Form, dass ein anderer Name völlig undenkbar wäre. Und doch steht er nicht alleine, denn gemeinsam mit dem Devils Peak, dem Lions Head und dem Signal Hill bildet er den Rahmen für die Stadt. Kapstadt wird von diesen vier Bergen buchstäblich eingerahmt, quasi liebevoll umarmt. Im Schütze dieser Berge hat sich eine der schönsten Städte der Welt entwickelt, die sich verliebt an die Hänge der Berge anschmiegt. Es scheint als himmle die Stadt die Berge an, denn das gleißende Licht der Sonne gibt dem Gestein der Berge einen goldenen Glanz. Wahrlich, diese Stadt trägt eine Krone. Die Berge engen die Stadt aber nicht ein, denn sie lassen eine Seite offen; die Seite zum Meer hin.
Hier öffnet sich der Kranz der Berge zur großen Tafelbucht und der Blick des Betrachters schweift über das Meer zur Robben Insel hinüber und darüber hinaus zum Blaubergstrand. So ist Kapstadt doppelt schön; der Blick auf die Stadt und aus der Stadt heraus ist gleichermaßen beeindruckend. Die Berge, die Stadt mit ihrem Hafen und die offene See haben zusammen eine Gemeinsamkeit geschaffen, die auf der Welt so nicht noch einmal vorkommt. Wer abends den Sonnenuntergang vom Signal Hill aus genießt, wird ganz still und kommt ins Träumen. Bilder aus der alten Heimat werden wieder wach und die alten Märchen steigen wieder aus der Tiefe der Erinnerung auf. Schade, so etwas gibt es nicht in dieser neuen Welt. Oder doch?
Auch um den Tafelberg ranken sich inzwischen viele Mythen und Geschichten.
Eine davon geht so: Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in Kapstadt ein Seemann aus Holland, der war ein starker Raucher und Pfeifenliebhaber. Jan van Hunks war sein Name. Der wurde von einem Fremden zu einer Wette aufgefordert: Wer wohl der stärkere Raucher sei. Man setzte sich auf den Tafelberg und ein jeder machte ordentlich Dampf. Und natürlich gewann der Seemann. Da wurde der Fremde schrecklich wütend und zeigte sein wahres Gesicht. Es war der Teufel! Voller Wut stampfte er heftig mit seinem Bein auf, und trennte so den Devils Peak vom Tafelberg. Den alten Seemann sperrte er im Inneren der Tafelberges ein, wo er bis heute weiterrauchen muss. So kommt das Tischtuch auf den Tafelberg.
Wer dagegen glaubt, dass der starke Südostwind, der Feuchtigkeit vom Meer mitbringt, am Tafelberg aufsteigen muss und damit eine flache Wolke bildet, die dann beim Abfall auf der anderen Seite wieder aufgelöst wird, der ist ein armer Tropf. Er hat die schönste Seite von Kapstadt für sich selbst noch nicht entdeckt...
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