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Fortsetzung von Gisela 22.10. 2008
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 Fortsetzung von Gisela 22.10. 2008
22. 10. 2008
Bis heute ist es mir nicht gelungen, eines der scheuen Perlhühner zu fotographieren. Ich hänge an den Hühnern, weil sie bei meiner Ankunft am Guesthouse die erste Begegnung mit der afrikanischen Tierwelt waren. Keine Löwen, Tiger oder Nashörner weit und breit am Cap, aber reichlich imposante Perlhühner, die einen viel zu kleinen Kopf auf einem schmalen, eiförmigen und gepunktetem Federkörper haben und reichlich Stimme, wenn sie nicht gerade picken.
Anders als die lautlosen Wale, die beeindruckenden Säugetiere in der Falsebay. Die sanften Riesen haben eine große Anziehungskraft. Um sie noch einmal zu erleben, sind wir nach Muizenberg und Simonstown auf Tuchfühlung gegangen. Bald tauchen die beschützenden Walmütter küstennahe mit ihren Babys an der Wasseroberfläche auf. 6-12 Monate werden sie gesäugt. Wenn man bedenkt, dass diese friedlichen Tiere fast bis zur Ausrottung getötet worden sind, bekommt der Beobachter bei dieser beeindruckenden Fortpflanzung in der Bay die Hoffnung, dass der Walbestand gesichert ist.

Seit meiner Ankunft fiebere ich innerlich dem Anblick des Tafelberges entgegen. Dieses gigantische Zeichen der Mutterstadt Südafrikas lockt mich: Ziel oder Ausgangspunkt meiner Reise? Da muss ich rauf, um mir einen Überblick zu verschaffen.
Wenn der South-Easter die Wolkendecke weggeblasen und der Tafelberg keine Wollmütze mehr auf hat, dann kann ich ihn von allen Seiten fotographieren. Der Cap-easter hat dann zwar die Luft atemfrisch zurückgelassen, uns aber an der Waterfront erheblich die Haare zerzaust. Das in der Tafelbucht hunderte von Schiffen havariert und viele Menschen ums Leben gekommen sind, sieht man dem alten geschützten Hafenbecken mit seiner Wellenbrechermauer nicht an. An der Waterfront pulsiert ein anderes afrikanisches Leben, als ich es in den friedlich- abgeschiedenen Weingütern kennengelernt habe. Hier wird der Hunger nach Museen, Seafood und Straßenkaffeeatmosphäre geweckt. Hoffentlich ist morgen der geplante Hubschrauberrundflug über den Tafelberg, Campsbay, Hout-Bay und die Zwölf Apostel ohne Windstärken möglich.

Auf dem Weg nach Somerset-West fuhren wir an Khayelitsha, dem Township der Coloured und Schwarzen vorbei. Die Wellblechhütten bergen eine eigene Welt, in die wir als Touristen keinen Einblick haben. Tausende Buden aus Wellblech, alten Strassenschildern, Holzplanken und Karton scheinen ganz eng aneinandergebaut, den heißen Sommern und den feuchten Wintern zu trotzen. Immer mit dem Stolz auf eigene Traditionen und der Hoffnung auf Arbeit. Auf dem Wellblech erkennt man von der Strasse aus eigene Kunst, die von Überlebenswillen zeugt. Ich weiß, dass ich in der Kürze meines Urlaubes die harte Realität ausklammere. Das Südafrika von uns Touristen erinnert mich an eine dieser russischen Puppen, die immer weitere und kleinere Abbilder ihrer Selbst in sich bergen und immer tiefer Einblick gewähren in den Kern, je länger man hier ist. So merke ich, dass meine Einträge mit der Dauer meines Aufenthaltes immer länger werden. Diesen inneren Kern verbirgt die erste Puppe noch hinter atemberaubender Landschaft und unbeschwerter Lebensart. Die, die hier leben, haben einen anderen Blickwinkel, den ich vielleicht nach weiteren Reisen haben kann, wenn ich mich nicht verschließe.

Aber auch heute bin ich froh, hierher gekommen zu sein und dankbar für jeden weiteren Tag meines Urlaubes. Ein neuer Pinotage lässt einen kühleren, windigen Tag am Kamin ausklingen.

Eure Gisela

schrieb Gisela aus Düsseldorf (Deutschland) am 22.10.2008