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Big6 Gästehaus in Coronazeiten — eine richtige Entscheidung?
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 Big6 Gästehaus in Coronazeiten — eine richtige Entscheidung?
Warum fliegt jemand wie ich Mitte Dezember nach Südafrika? Schon damals mutationsverseucht (Großbritannien und Südafrika)! Dann noch 3 Monate! Viele haben deshalb nachgefragt mit „Wie geht‘s in Südafrika während Corona?” Nicht nur bei mir sondern auch bei den Gastgebern, nahezu täglich. Deshalb will ich hier und heute mal eine Erklärung versuchen und mich um eine Transparenz dieser Entscheidung bemühen:

Die Weihnachtswelle kam mit Ansage. Wir alle machten im letzten Quartal 2020 immer mehr Ausnahmen bei Kontakten. Und als dann die ersten Weihnachtsplanungen bekannt wurden, wer kommt von wo und will sich mit wem alles treffen, feiert wann und mit wem — ja, da wurde ich ängstlich. Denn was trieb die Pandemie an: Wir haben Unterschiede gemacht bei unseren Kontakten — je mehr wir uns mit Menschen verbunden fühlten, desto weniger schützten wir uns! Damit haben wir Kontaktregeln ignoriert, zuerst im Familienkreis, dann im engen Freundeskreis und zuletzt auch bei den Kontakten der Kontakte. Mittlerweile unstrittig ist: Weihnachtsurlauber lösten den von mir vorhergesehenen entscheidenden k.o.-Schlag für die 2. Welle aus. Also bin ich Mitte Dezember 2020 abgehauen.

Und wohin? In das Gästehaus Big6 in Somerset West in Südafrikas Wineland, eine halbe Stunde von Kapstadt entfernt. Mindestens 2000 m² abgeschlossene Grundfläche, 2 Apart-ments für Selbstversorger und 4 Gästezimmer. Ein großer Swimmingpool in einem liebevoll gestalteten Gartenumfeld mit hunderten von Sukkulenten, Palmen, Oleander und Hibiskus, einem großen Aussichts-Deck auf die False-Bay mit sundowner-Garantie (wenn es nicht zu windig war) und in der Ferne das Kap der Guten Hoffnung. U.a. gibt es dann noch die Frühstücksterrasse und den großen Freiluftgrill. Meine ‚Herbergseltern´ waren Brigitte und Hartmut und wir waren ein paar Wochen alleine in einer disziplinierten Freiwilligen-Quarantäne. Was nicht hieß, dass wir das Haus nicht verlassen haben.

Im Gegenteil: jeden Montagvormittag sind Hartmut und ich 2 Stunden im Helderberg gewandert, zu dritt haben wir beispielsweise den Rundwanderweg Jonkershoek, um die Berge der Silvermine, die Routen im Harold Porter National Botanical Gardens und Babylon´s Garden erkundet. Der Botanische Garten Kirstenbosch steht natürlich genauso auf dem Pflichtprogramm wie die Waterfront in Kapstadt.
Dann haben Hartmut, Brigitte, mittlerweile war Jutta dazugekommen und ich zwei große Touren in dem 9-sitzigem Kleinbus gemacht. Tour 1: Albertinia, die größte Aloe-Farm der Welt, Mosselbay, Wilderness mit dem nahegelegenen Vogelpark (Birds of Eden — The free flight bird sanctuary), am nächsten Tag die Kango-Höhlen (Die Cango Caves sind ein Höhlensystem in der Provinz Westkap und werden zu den schönsten Höhlensystemen der Welt gezählt. Hier kommen täglich 1200 Besucher. Und heute? Wir waren die EINZIGEN, eine exklusive Führung für uns vier, Swellendam, Kap Agulhas, das ist der südlichste Punkt des afrikanischen Kontinents, nicht, wie oft angenommen, das Kap der Guten Hoffnung und zurück über Oudtshoorn, der bedeutendste Ort der kleinen Karoo, insgesamt 4 Tage.
Die 2. Tour war 6 Tage und führte uns über Paternoster, das Highlight, nach 2 Nächten weiter nach Lamberts Bay, Citrusdal mit den warmen Quellen in The Bath, Clanwilliam.
Natürlich haben wir auch die vorbildlich coronagerecht aufgestellten Familienmärkte in Lourensford und Blaauwklippen besucht.
Restaurants waren die gesamten 3 Monate geöffnet, hatten größtenteils preisreduzierte Angebote (Fischlokal Blue Water 30 %, Springbok das 200 g Steak mit Spiegelei und Pommes für unter 4 €), die wir natürlich unter freiem Himmel reichlich genutzt haben. Eingeweihte wissen: Somerbosch die halbe Ente, La Pineta Oxtail und Steaks und (neu) The Fat Butcher in Stellenbosch waren sensationelle Höhepunkte.
Dabei hat Chef Hartmut seinen Grill mit neuem Drehspieß regelmäßig in Betrieb gebracht: krosse Schweinshaxe, Hähnchen, Lachsforelle, Steaks und die traditionellen Grillrippchen. Und natürlich Schweinekrustenbraten. Dreimal gab es Langostinos satt. Freund Wolfgang, ein Charmeur, hat auf seinem Grill zu 3 Schafsköpfen eingeladen — Geschmackssache, ja, aber ungemein wohl schmeckend. Dazu Stella Artois in den grünen 0,6 Literflaschen.

Gab es coronabedingte Einschränkungen? Ja, und zwar unterteilt nach ‚selbst gewählt´ und zwangsweise. Selbst gewählt waren z.B. am Wochenende volle Lokale oder Strände und Parks. Werktags haben wir stark frequentierte Malls und Läden gemieden. Zwangsweise gab es um Weihnachten 3 Wochen keinen Alkoholausschank und keinen Alkoholverkauf — das wurde auch streng kontrolliert mittels polizeilicher road stops. Wenn da nicht ein findiger GastWirt H.S. (der muss leider anonym bleiben) gewesen wäre, der, wo auch immer her, eine Zapfanlage und Fassbier organisierte. Beispielsweise im BOSSA mit alkoholfreiem Becks Bier war langweilig. Während meiner ersten 3 Wochen waren die wunderbaren Lauf-Strände für alle gesperrt und in der Villengegend, in der das Gästehaus Big6 liegt, sind die Straßen zwar kaum befahren, aber extrem hügelig — das machte keinen Spaß zu laufen oder zu walken. Einige Parks und verhältnismäßig viele Weingüter waren dauergeschlossen. Andererseits wiederum, alle Golfplätze waren geöffnet, wenig Betrieb, Wunschzeiten wurden vergeben und man konnte, wenn man wollte, alleine oder zu zweit gehen.

Das alles was hier beschrieben ist geschah im südafrikanischen Hochsommer. Nahezu täglich blauer Himmel, Temperaturen zwischen 28 und 32°, oft sehr windig, 2 Regentage. 3 Monate nur kurze Hose, T-Shirt, Sandalen oder Laufschuhe. Fast jede Woche ein neues Buch. Trotz allem, etwas zu wenig Bewegung, etwas zu viel Notebook (10 GB/Woche). Da ist noch Luft nach oben.

Heute, am 17. März 2021, dem Tag 6 meiner Quarantäne zu Hause lese ich von dem Anrollen der 3. Welle (14.000 Neuinfektionen an einem Tag, Inzidenz nahe 90). Ebenfalls schreibt mir heute, Datum vom Vortag, der Newsletter des Auswärtigen Amts (Zitat) Südafrika ist von COVID-19 stark betroffen. Die Fallzahlen sind aber zuletzt deutlich gesunken.

Fazit: Aus meiner Sicht war diese Entscheidung richtig. Soziale Kontakte hätte ich mir auch in Südafrika mehr gewünscht. Und ich habe viel an meine Daheimgebliebenen gedacht und meine, Ihr alle hättet dort besser hingepasst als in den dunklen Lockdown der Wintermonate Dezember, Januar, Februar und März in Hildesheim.

Henner Lenfers, Hildesheim

schrieb Henner & Jutta aus Hildesheim (Deutschland) am 17.03.2021